Die Feuerwehren Niehuus und Kupfermühle üben den Atemschutzeinsatz
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Man sieht kaum die Hand vor Augen. Überall ist Rauch. Im Kriechgang geht es vorwärts. Die Hand des Kameraden fest auf der Schulter, das Strahlrohr in Bereitschaft. Den gefüllten Schlauch hinterherzuziehen kostet Kraft. Die einzige Möglichkeit, sich zu orientieren: tasten oder der Einsatz der Wärmebildkamera. Überall knistert und knackt es. Von irgendwoher kommen Schreie. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Der Druck wächst, denn der Sauerstoff in der Flasche wird zunehmend weniger …
Was sich wie ein Brandeinsatz der Feuerwehr anhört, ist zum Glück nur ein Übungsszenario. Aber tatsächlich ein sehr realistisches.
Die Atemschutzgeräteträger der Freiwilligen Feuerwehren Niehuus und Kupfermühle hatten sich am 29. Oktober 2022 versammelt, um einen Tag lang die besonderen Anforderungen an den Atemschutzeinsatz zu trainieren. Geplant wurde der Tag von den Wehrführern in Niehuus, Jens Sörensen und Bernd Rücker-Greve, sowie dem Niehuuser Atemschutzgerätewart Robin Maaß.
Bereits morgens hatte man sich für einen ausführlichen Theorieteil getroffen. Nach einem üppigen Frühstück wurden im Gruppenraum der Niehuuser Wehr Themen angerissen wie Türöffnung bei Brandeinsätzen, der Aufbau einer Atemschutzmaske oder die Einweisung in die Rettungstasche. Marcel Behrendsen und Robin Maaß hatten nach einem Seminar für Einsatznachbereitung zudem eigens eine Präsentation zum Thema „Hygiene an der Einsatzstelle“ (sog. „Schwarz-Weiß-Trennung“) vorbereitet. „Das Thema Feuerkrebs ist ja inzwischen sehr präsent und auch wir wollen dem Rechnung tragen“, sagte Robin Maaß.
Gekommen waren sieben PA-Träger (PA = „Pressluftatmung“) aus Niehuus und zwei aus Kupfermühle sowie Helmut Jordt von der Niehuuser Wehr, der wie immer für das leibliche Wohl der anwesenden aktiven Feuerwehrleute sorgte.
Der praktische Teil wurde auf den Nachmittag gelegt. Die Organisatoren hatten dafür eigens einen ehemaligen Stall unter Disco-Nebel gesetzt. Die Aufgabe für die Atemschutzgeräteträger hier: Im Kriechgang und unter Atemschutz mit der Wärmebildkamera verschiedene Wärmequellen ausfindig machen und über Funk an den Einsatzleiter melden. Unter den zu findenden Objekten: eine Wärmeplatte, eine Gasheizung, ein Becherwärmer und eine Flasche mit heißem Wasser. Keine leichte Aufgabe, da zusätzlich Hindernisse aufgebaut worden waren und die eingesetzten Feuerwehrleute mit Hintergrundgeräuschen aus einer Stereoanlage beschallt wurden. Für Christian Bohlander, der zum ersten Mal an einem solchen PA-Tag teilnahm, eine interessante Erfahrung. Besonders der Einsatz der Wärmebildkamera hielt Überraschungen parat: „Man unterschätzt damit regelmäßig die Entfernungen. Man sieht zwar etwas und will danach greifen, aber dann ist das noch einige Meter weit entfernt.“
Der Atemschutztag in Niehuus jedenfalls hat eine lange Tradition, musste allerdings wegen Corona einige Jahre pausieren. Jetzt soll er in regelmäßigen Abständen wiederaufgenommen werden. „Das war ein sehr gelungener Tag und ein sehr wichtiger“, bilanzierte Gerätewart Robin Maaß. „Ein gesonderter Atemschutztag außerhalb des normalen Übungsdienstes ermöglicht es den PA-Trägern, ihre Basics einzuüben und sich in kleineren Gruppen über Erkenntnisse und Erfahrungen auszutauschen.“ Auch Wehrführer Jens Sörensen zog ein positives Fazit: „Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit der Wehr Kupfermühle, die erneut hervorragend geklappt hat“, meinte er.
Der nächste Atemschutztag kann also kommen – mit Nullsicht, jeder Menge Rauch und ohrenbetäubenden Hintergrundgeräuschen.
Jan-Christian Schwarz
Letztes Update: 2022-11-01
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